Die Leiden des alten M. oder öffne nie Google Maps

Nehmen wir einen Tag im Juni. Ich hatte mir eine Wanderung zum Torfstich vorgenommen. Auf dem Weg zum Einkauf ließ mich meine Frau an der Bushaltestelle Wolfgangmassen raus. Ich durchquerte das ehemalige NVA Wohngebiet, über die 169 an der Ratte vorbei, den Weg zu den Migrantenwiesen. Manch Schneeberger nennt diese noch ganz anders, aber nur zum besseren Verständnis. Durch die Verhältnisse seit 2015 wurden die dortigen Wiesen, Felder und Sträucher zu Freizeitparks von Bürgern mit Migrationshintergrund und ich könnte so manch eine Story zum Besten geben, warum auch nicht.

Also ich lief den Weg durch und dann sind an der Seite jeweils links und rechts Büsche und Sträucher. Ich erinnere mich.Es war ein schöner warmer Sommertag 2017 , vor mir lief eine Familie mit 2 Kindern, diese wohl im Alter von sagen wir mal 8- 10 Jahren. Sie waren so ca. 20 m vor mir, als eins von den Kindern, die voraus liefen zurück gerannt kam und rief: " guckt mal, guckt mal, der Nescher" . Ich dachte man oh man, haben die noch nie einen Schwarzen gesehen. Die Gruppe blieb stehen, ich war nun auf einer Höhe und sah wie sich dieser Schwarze die Hose runtergelassen hatte und dort einen abseilte. Kannst Dir nicht ausdenken sowas. Da wartet der bis Leute kommen. Ich hatte keine Lust auf dieses Schauspiel und wollte seitlich am DingDong vorbei, Hund links genommen, links vorbei, doch in diesen Moment stützt er sich ab, konnte ich ja nicht wissen, so stolperte ich aus Versehen über seine abstützende Hand, er verlor sein Gleichgewicht und wird wohl hinterher unangenehmer gerochen haben wie zu vor. Die Familie fing an zu lachen, zog sich aber entgegengesetzt zurück. Der schwarze Mann wollte aufstehen und mir hinterher, er vergaß aber das es besser gewesen wäre die Hosen hoch zu ziehen und schon lag er wieder auf der Nase. Ich nutzte das und machte ihm kurz klar, das er mir nicht mehr folgen sollte. Ich schaute mich sicherheitshalber ab und an nochmals um, aber alles i.O.

Nun weiter zur eigentlichen Wanderung. Die Wiese runter und erstmal Richtung Eibenstock. Ines hat mir ja ein neues Handy eingerichtet. Komoot drauf, das ich auch immer weiß wo ich bin. Fängt das Teil an Töne zu machen. Laufend kam, z.B. Heiko folgt Dir, Mirko folgt Dir und noch paar solche Gestalten. Hab mich dann versteckt und so ca. 5 min. gewartet. Niemand kam. Entweder konnten sie mein Tempo nicht halten oder die App geht falsch. Oben auf dem Berg dachte ich mir immer nur Wiese laufen nicht mein Ding, da drüben rechts ist irgendwo der Torfstich und Du hast ja auch Google Maps drauf oder wie das heißt. Also habe ich mal mein Standort eingeklinkt, hat das Teil auch gefunden und mir Wege angezeigt wie ich zu meinem Ziel komme. Klasse Sache eigentlich, Wegbeschreibung super, dann ging es einen steilen Berg hinab. So einer wo Du mit den Fersen einhacken mußt, das Du nicht ins Rennen kommst, man bremst praktisch mit den Hintern ab. Mir schwirrte durch den Kopf, wo es runter geht, da mußt Du irgendwann auch wieder rauf, Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und nach Kampf gegen den Absturz kam ich unten an. Doch was nun, der Weg war zu Ende!

War das überhaupt einer oder war es nur eine Schneise die das Wasser gezogen hatte. Google nach sollte links wie rechts ein Pfad oder ähnliches sein. Ich entschied mich für rechts, warum auch immer. Wie es oft so ist, traf ich doch tatsächlich einen älteren Mann. Das er viel älter sein mußte wie ich, das zeigte seine Ansprache. Es entwickelte sich folgender Dialog.

" Na Bürschel, wo willst Du denn hin?"

Ich: Mein Handy sagt hier soll ein Weg lang gehen.

Er: Hier geht schon lange kein Weg mehr lang, hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht!

Ich: Ich habe aber weder Fuchs noch Hase gesehen.

Er: Na es ist ja auch erst Mittag.

Wir haben uns einen schönen Tag gewünscht und ich meinte das ich das auch kontrolliere und auch mal Abends vorbei schau. Er stiefelte den steilen Berg nauf und ich lief weiter Google Maps nach.

 

Auf dem Bild erkennt man noch etwas was wie Pfad aussah, doch das war Trug, es wurde dichter und dichter, der Hund weigerte sich zu laufen. Es roch nach Wildsau und glaubt mir, ich als alter Grenzer weiß wo von ich schreibe. Es gab für mich kein zurück. Ich packte Tyler auf meine Schulter.

Unten Dornen, Gestrüpp, Viehzeugs, Bremsen die mich aussaugten und oben lutschte Tyler an mein Ohr, seine Zunge schleckerte an meiner Nase, ich wurde immer schneller, Daniel Boone wäre stolz auf mich gewesen. Das Geäst lichtete sich, in den Moment wo ich Tyler von meiner Schulter nahm kam links aus einen Steinhaufen irgendein Greifvogel raus, also wenn der mal 2 m über uns war, dann war das viel. Der dachte bestimmt ich will ne füttern. Mir ein Rätsel wie solche Vögel mit solchen Spannweiten dort in der Enge leben können. Was es war weiß ich nicht. Dort waren Steine, also Steinadler. Wären Fische dort gewesen, hätte ich gesagt Seeadler. Am Ende wars ein Kauz. Keine Ahnung. Klitschnass war ich, zerkratzt war ich, zum urinieren bin ich nicht gekommen, da ich meinen Penis nicht an den Dornen aufspießen wollte, Herz ging auch etwas schneller, ich hatte nun 2 m freie Fläche vor mir, Hände auf die zitternden Knie und abgespannt. Tyler wollte weiter, jetzt ging es den Autogeräuschen nach und ich kam ohne einen Pfad an die Straße und fand im Umfeld doch tatsächlich einen Weg.

Nun ran ans Handy, Ines angerufen, die sagte mir ich soll den Standort mal durchschicken. Hat 5 min. gedauert bis ich es kapiert habe wie das geht, das neumodige Gelump was mich die ganze Zeit verarscht hat, sollte mir jetzt helfen? Nun ich gab meine Daten durch und bekam von meiner Frau die Anweisung einen Weg geradeaus zu folgen, ich weigerte mich, weil dieser wieder so zugewachsen aussah. So kam ich dann auf einen Lärchenflügel und auf einen Buchenweg zum Marienweg. Nicht das hier jemand denkt das ging ohne Komplikationen. Auf so einen Zwischenstück kam eine riesengroße Pfütze. Der Hund nutze das zum Trinken, ich wollte nicht zurück, das Teil nahm aber den ganzen Weg ein. Also versuchte ich an der Seite wieder an Büschen vorbei zu balancieren, das ging Tyler wohl zu langsam und er zog an, so das ich das Gleichgewicht verlor und bis zu den Knöcheln in der dreckigen warmen Brühe stand. Hier habe ich mich mal kurz mit meinen Braunen unterhalten und ihn gesagt das ich der Führer bin. Ich glaube ein schmutziges Lächeln bei ihm erkannt zu haben.

Das war aber das letzte schwierige Hindernis was ich überstanden habe.

Jetzt war entspanntes Wandern angesagt. Es kamen einige Punkte und Bänke wo man abspannen und entspannen konnte, dazu noch etwas Bildung. 

Doch einen haben wir noch, weiß nicht wo ich den Methusalem getroffen habe. Es lief was schwarz weißes so 100 m vor mir, nach etwa 2 min. hatte ich Ihn eingeholt, es war ein ganz alter Mann, schwarze Turnhose, weißes Hemd, wohl so 30 Kilo und Jesuslatschen an. Ein eigenartiger Laufstil, ich wußte nicht bewegt es sich, ist das wirklich da? Ich griff ihn auf die Schulter, hätte ja sein können das ich nach meinem Erlebten schon Albträume hatte. Es fühlte sich spitz an aber es war da und es sprach. Ich sagte he Op, was machst Du denn hier, er meinte das er jogge, ich sagte alles klar und spazierte an ihn vorbei.

Der Rest ist schnell erzählt, der Marienweg war erreicht, hier kenne ich mich aus, es ging zur Postmeilensäule nach Hundsübel, dort überquerte ich ohne von einen Auto getroffen zu werden die Straße und lief zur Gaststätte am Torfstich, die ich Jeden empfehlen kann, der nicht meine Route hinter sich hat. Ines angerufen und ab nach hause.

Da es in dieser Corona Zeit auch einiges gab, was ich für mich auch gern nutzen möchte. Es gibt da eine gewisse Katrin Göring-Eckardt, wer immer auch diese Frau ist, weiß jetzt nicht ob sie zum Karnevalsverein gehört oder in die Politik. Sie bat um Spenden, sind wohl paar Sitzungen ausgefallen oder so. Dachte ich wenn sowas um Spenden bittet, versuche ich das doch auch mal.

Ich komm zwar auf keine Veranstaltungen oder Lesungen, noch Sitzungen, doch bedenkt meine Verluste und Ausgaben. Ich liste mal auf.

Durchgelatschte Schuhe, Filme für meine Digitalkamera,kaputte Socken, Tinte für den Füller, zerrupfte Hosen, neue Buchstaben für die Tastatur, Pflaster für die klaffenden Wunden, 2 Flaschen Rotwein beim Schreiben, 

ein Haus müsste für einen Poeten wie mich doch auch drin sein. Also es sind schon paar Dinge die mir das Schreiben leichter fallen lassen würden. Warum soll ich also nicht auch mal ein Spendenkonto eröffnen, deshalb gibt es jetzt auch hier einen Button. Danke für jeden €uro der meinen Lebensstandard steigen lässt. 

Na dann bis demnächst in diesem Theater

mfg der Mann(e) der Wälder